Wir dürfen nicht vergessen, dass Opa sich über Konventionen hinwegsetzte und die
Religion seiner geliebten Frau übernahm.
Das hat ihn zwar bei den anderen Bragenheims zu einem "Geächteten" gemacht, aber
es ermöglichte erst, dass seine Kinder die Juden-Ausrottung überlebten
- wenn auch trotz zahlreicher Repressalien! Erst dadurch konnten wir existieren.
Ihm selbst nützte es leider nicht.
Margarete Liebmann, geb. Bragenheim
Im Gedenkbuch findet man sie nur, wenn man die Suche unter Geburtsnamen
aktiviert, aber es gibt unter
obigem Link viele Informationen zu ihrer verzweifelten Lage.
Als ihre Deportation angekündigt war, begingen sie gemeinsam Suizid.
Aus den Arolsen-Archiven hab ich ihre Sterbeurkunde und die bereits angefertigte Deportatationskarteikarte.
Anmerkung: ich habe Informationen gefunden, nach denen sie
unterschiedlichen Familienzweigen zuzuordnen sei.
In obigem Text und bei .online-ofb.de wird sie als Schwester meines Opas
beschrieben. Aber als Vater wird Isidor angegeben.
(Die Zuordnung zu meinem Zweig scheint mir nur ein Irrtum zu sein! Könnte am
Vornamen Erich meines Vaters liegen, von Dr. Erich ist sie die älteste Schwester,)
Ihr Sohn Friedrich wanderte von Dr. Erich nach Australien aus: "As things became
worse for German Jews, Friedrich moved to Berlin where he stayed with his uncle,
Dr Erich Bragenheim. Friedrich then decided to leave Germany.
It was a long journey from Germany to Southampton, then on to Quebec,
Canada, where he took the Pacific Railway to Vancouver. In Vancouver, he boarded
the Aorangi, finally reaching Melbourne in October 1938."
(centrenews
2010 Jewish Holocaust Centre, Registered by Australia Post. Publication No. VBH
7236)
Weitere Stolpersteine gibt es hier in Hamburg. Mein "Berliner" war in Hamburg und stellte mir diese Fotos zur Verfügung:
Martin Bragenheim *19.02.1882 in Güstrow. Am 23.02.1940
wurde er in Brandenburg im Rahmen der Euthanasie (Aktion T4) probeweise mit
Kohlenstoffmonoxid
(CO) vergiftet. Weitere Informationen dazu können
hier
nachgelesen werden.
Erna Jitte Bragenheim *25.09.1876 Güstrow. Schwester von
Martin und Richard, zusammen mit ihren Eltern nach Hamburg verzogen.
Sie wurde am 25.10.1941 nach Lodz ins Ghetto deportiert und dort ermordet.
(Richard und die Eltern verstarben vor der Verfolgungswelle,)
nur
Richards Frau Erna (geb Blumenthal) * 28.01.1888 in Berlin wurde am 25.10.1941
nach Litzmannstadt (Lodz) ins Vernichtungslager
Kulmhof (Chelmo) deportiert.
Den Irrsinn dieses Rassenwahns spiegelt Dr. Erich Bragenheim
wider: Für Ärzte bestand im zweiten Weltkrieg gerade in Berlin sicher genug Bedarf.
Erich Kurt
Bragenheim wurde am 21.06.1896 in Bromberg/Posen geboren. Trotz des
Bedarfs wurde er am 04.08.1943 nach Theresienstadt
und von da
am 19.10.1944 nach Auschwitz verlegt.
Mit Geduld kann hier seine Geschichte nachvollzogen werden
Über die Geschichte seiner Lebenspartnerin hat Anke
Gebert den Roman "Wo Du nicht bist" (Pendragon Verlag) verfasst.
Auf Anregung des Verlags und der Autorin soll 2020 in Berlin
Charlottenburg am Kurfürstendamm 141 (ehem. Wohnsitz von Erich Bragenheim)
von Gunter Demnig ein Stolperstein für Erich Bragenheim verlegt werden.
mittlerweile
verlegt (siehe unten)
Informationen und Bildquelle
Mittlerweile wurde der Stolperstein verlegt - mit einer kleinen Gedenkzeremonie - coronabedingt ohne Angehörige
Mein Dank gilt Frau
Gisela Morel-Tiemann
von der Stolperstein-Initiative Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, die mir
Fotos von der Verlegung zur Verfügung stellte.
Zwei Familien Bragenheim wurden komplett vernichtet:
Willy Bragenheim *08.05.1888 in Neukalen wurde am 17.03.1943
zuerst nach Theresienstadt und dann nach Auschwitz verlegt.
Seine Frau Bertha Bragenheim (geb. Thiele) *30.10.1898 Berlin
wurde am 04.03.1943 nach Auschwitz deportiert.
Auch ihre Söhne Horst Bragenheim* 27.12.1922 Berlin und
Gerd Bragenheim *15.01.1926 Berlin wurden am 04.03.1943 nach
Auschwitz deportiert. Von Horst ist als Todesdatum der 20.04.1944 feststellbar.
Das waren aber noch nicht die jüngsten Bragenheims, die ermordet wurden!
Oskar Asriel Bragenheim *07.03.1891 Güstrow wurde am 19.10.nach
Riga deportiert, wo er am 22.10.1942 im Ghetto umkam.
Seine Frau Charlotte Bragenheim (geb Abraham) *29.11.1897 wurde
am 19.10.1942 nach Riga verschleppt,
wo sie am 22.10. 1942 ermordet wurde.
Ihre Söhne Ernst Bragenheim *03.08.1924 in Berlin (starb 1943
in Auschwitz)
(Er wurde zunächst in Hangelsberg für die Forstwirtschaft eingesetzt und später
nach Auschwitz deportiert.
Von 1942 gibt es in den Arolsen-Archiven einen Brief, in dem gegen den Abzug der
Juden protestiert wurde. Offensichtlich ergebnislos.)
und Klaus Bragenheim * 29.04.1929 in Berlin blieben von der
Verfolgung nicht verschont.
Selbst der 13-jährige Klaus wurde am 19.10.1942 nach Riga
deportiert,
wo er am 22.10.1942 umkam.
Als Abschluss sei noch Henriette Louise Jachid Cohn
(geb. Bragenheim) * 09. 05. 1897 Güstrow erwähnt.
Sie hatte
Hugo Cohn *
09.05.1857 Güstrow geheiratet und ist mit ihm nach Berlin verzogen.
Sie wurde am 03. März 1943, von Berlin nach Auschwitz deportiert. Ihr
Mann ist am 30.01. 1943 in Theresienstadt gestorben.
Bisher hatte ich nur herausgefunden, dass beide ein unbenanntes Kind hatten, das
am 16.01. 1895 in Berlin geboren ist.
Meine Angaben beliefen sich darauf, dass der Junge in Schirwindt/Ostpreußen
gestorben sei. (das ist der erste Ort, der von den Russen erobert wurde.)
Da in der Datei auch ein Hugo Cohn aufgeführt ist, der an diesem Datum geboren
ist, vermute ich, dass es sich um deren Sohn handelt.
Dann wurde er am 03. 03. 1943 nach Auschwitz deportiert und am 30. 07 1943
nach Natzweiler (Elsass) ins Konzentrationslager verlegt.
Als Todesdatum wird der: 17./19.08.1943 angegeben.
Weitere, im Gedenkbuch nicht erwähnte Opfer
der Familie Bragenheim
Anke Gebert beschreibt in ihrem Buch über Dr. Erich Bragenheim, dass dessen
Bruder, sie benannte ihn als Martin (ich kann keinen Bruder dieses Namens
nachweisen,
es handelt sich wahrscheinlich um Carl Bragenheim)
aus Verzweiflung über seine Situation Suizid begangen habe.
Auch wenn dieser
Suizid nicht, wie bei Margarete Liebmann, in Zusammenhang mit einer Deportation
steht,
ist er doch nur durch die Nürnberger Gesetze zu begreifen!
Martins (s.o.) Bruder Paul starb am 12.01.1940 in
Sachsenberg. Nach seinen Aufenthalten in mehreren "Irrenanstalten" ist nichts
Näheres über die Todesumstände
zu erfahren.
Einen Verdacht passend zu 1940 habe ich schon. Immerhin gab es eine "Heil- und
Pflegeanstalt Sachsenberg" auf dem Sachsenberg in Schwerin,
die ebenfalls T-4 Aktionen durchführte.....
Die Arolsen-Archive geben weitere
Hinweise auf Opfer der Nazis
Quelle
Kein Opfer, aber die Bezirksverordnete von Berlin, Mitte Selma Sophia Bragenheim geb.Kregel
hat
die Anfrage nach Henri Bragenheim, geb. am 21.09.1882 in Berlin
(Vater: Wolf (Wilhelm Israel) Bragenheim 1844, Mutter: Franziska Blitz 1843)
gestartet und ihn (vermutlich) nach dieser Antwort für tot erklären lassen. Mir
ist nicht klar, warum er nicht unter den Auschwitz-Opfern aufgeführt wird!
Ruht Bragenheim geb Kaever:
Dieser Deportationskarte kann man nicht viel entnehmen, nur diese Daten: geboren
am 7.08.1906, gestorben am 13.12.1941,.
Ich habe herausgefunden, dass sie die erste Ehefrau von John H. Bragenheim, also
Schwiegertochter von Albert Bragenheim und Selma Bonhof (siehe oben) war
und durch Suizid 1941 in Bendorf-Sayn gestorben
ist. Offensichtlich emigrierte ihr Witwer danach in die USA, als er aus der Haft
entlassen wurde.
Jewish Cemetery of Bendorf-Sayn, Bendorf, Landkreis Mayen-Koblenz,
Grabstelle 418
Besonders makaber ist für mich aber diese Karteikarte
Es handelt sich dabei um Hans Bragenheim, geb am 15.11.1886 in Güstrow Vater:
Isidor Bragenheim geb. am 12.9.1861 und
Mutter: Recha Israel geb. am 26.5.1867.
Beide heirateten am 24.1.1886 in Hamburg. Also dürfte Recha die Mutter
sein.
Hans ist
gestorben: am 8.1.1943 Berlin (unklar woran!),
Ehepartnerin war Johanna Sara Kabaker geb. am 04.05.1884 in Berlin, geheiratet am 09.09.1913 in
Neukölln, II Scheidung am 09.06.1926, Berlin (Landgericht II),
Sie wanderte zusammen mit ihrer Tochter Käthe Freida Feibel erfolgreich nach
Elsternwick, Victoria in
Australien aus.
Isidor Bragenheim und seine Frau Recha sind die Eltern von Dr. Erich
Bragenheim. Hans Bragenheim war also Bruder von Dr. Erich Bragenheim,
lebte ebenfalls in Berlin und ist geschieden.
Der Bruder Carl hatte allerdings eine erfolgreiche Automobilvertretung in
Berlin,
Adressbuch Berlin, Ausgabe 1924
könnte auch dem "Martin" entsprechen (vgl. Anmerkung zu Anke Gebert, wo Du nicht bist).